Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,
die Pandemie hat sich in den vergangenen zwölf Monaten stärker auf unser Geschäft ausgewirkt, als wir vor einem Jahr erwartet hatten. Im Sommer 2020 waren wir optimistisch, weitgehend von neueren Infektionswellen und Beschränkungen verschont zu bleiben. Leider war die Entwicklung eine andere. Das langfristige Herunterfahren des öffentlichen Lebens mit der Schließung vieler Restaurants und Kantinen hat das Aufkommen biologischer Abfälle deutlich vermindert. Der Rückgang um bis zu 40 Prozent hat in der Branche zu erheblichen Einnahmeausfällen geführt. Das schlägt sich auch in den Ergebnissen unserer Abfallvergärungsanlagen nieder: Allein in der AVA Ettinghausen haben uns die Folgen der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 schätzungsweise je rund 350.000 Euro gekostet.
In Zülpich waren die Ausfälle geringer, da sich diese Abfallvergärungsanlage 2020 noch im Umbau befand. Allerdings erschwerte das niedrige Abfallaufkommen in der ersten Jahreshälfte 2021 das geplante Hochlaufen der Anlage. Wir haben Anlass zur Hoffnung, dass sich die Situation nunmehr langsam normalisiert. Nichtsdestotrotz ist absehbar, dass sich die Folgen der Pandemie auch in den Ergebnissen des Geschäftsjahres 2021 negativ niederschlagen werden.
Die Biogasanlagen Ramstein und Hammelbüsch, in denen wir nachwachsende Rohstoffe (NaWaRo) vergären, waren 2020 noch von einigen technischen Schwierigkeiten betroffen, die ebenfalls zur Verschlechterung des Ergebnisses beitrugen. Insgesamt fiel der Konzernjahresfehlbetrag mit rund 1,94 Millionen Euro deutlich höher aus als auf der vergangenen Hauptversammlung im August 2020 erwartet. Wesentlich dazu beigetragen haben unerwartet niedrige Materialbestände zum Stichtag 31.12.2020 und die Ausbuchung einer technischen Anlage in Ramstein. Weitere Details zum Geschäftsverlauf 2020 und in der ersten Jahreshälfte 2021 erläutern wir Ihnen gerne persönlich bei unserer Hauptversammlung am 20. August in Wiesbaden (Tagesordnung und auszulegende Unterlagen finden Sie auch hier). Auf der gleichen Seite finden Sie den Konzern- und den Einzelabschluss der Gesellschaft für 2020 wie die Finanzberichte der Vorjahre.
Die technischen Probleme in Ramstein und Hammelbüsch sind nun behoben. Der gute Energieertrag an beiden Standorten belegt in den jüngsten Monaten belegt die Leistungsfähigkeit der Anlagen. In Ramstein ist es uns gelungen, die Anlage nach mehreren schwierigen Jahren in einen technisch guten Zustand zu bringen. Dies hat sich bereits in den vergangenen Monaten auf die Anlagenstabilität ausgewirkt. Auch sonst sind wir vorangekommen, um die mittel- und langfristigen Perspektiven Ihrer Gesellschaft weiter zu verbessern. In Zülpich haben wir den Umbau erfolgreich abgeschlossen. Nun ist die Anlage gerüstet, um auch verpackte Lebensmittelabfälle anzunehmen und die organischen Abfallmengen zu verwerten. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Auslastung – je nach weiterem Verlauf der Pandemie – sukzessive verbessern wird.
Auch die Planungen zum Umbau der bisherigen NaWaRo-Biogasanlage Hammelbüsch schreiten voran. Vorstand und Aufsichtsrat streben an, sie zu einer Abfallvergärungsanlage umzurüsten, die jener in Ettinghausen ähneln wird. Die Arbeiten zur Genehmigungsplanung haben bereits begonnen.
Details zu allen unseren im Betrieb befindlichen Anlagen finden Sie auf unserer aktualisierten Internetseite.
Leider konnten wir zum Jahreswechsel 2020/ 2021 nicht wie erhofft eine weitere Anlage erwerben. Mit dem Verkäufer konnten wir keine Einigkeit erzielen. Der Ausbau des Portfolios bleibt weiterhin das Ziel. Wir verfolgen aktuell einige Ansätze, um eine zusätzliche Anlage hinzuzukaufen. Das bei der jüngsten Kapitalerhöhung eingesammelte Geld konnten wir bereits zu einem guten Teil sinnvoll zum Umbau der Anlage in Zülpich einsetzen. Dadurch wurde die ursprünglich vorgesehene Aufnahme eines Kredits entbehrlich. Bei Bedarf kann zu einem späteren Zeitpunkt eine Fremdfinanzierung eingeholt werden, was um so besser gelingen sollte, wenn die Anlage nach der Überwindung der Pandemie gut ausgelastet sein wird.
Politisch erleben die erneuerbaren Energien insgesamt und auch die Biogasbranche aktuell einen Rückenwind, den wir in früheren Jahren vermisst haben. Dadurch verbessern sich die Perspektiven unserer Gesellschaft zusätzlich. So hat durch die Novellierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) Anfang 2021 die Möglichkeit, die feste EEG-Vergütung um weitere zehn Jahre zu verlängern, an Attraktivität gewonnen. Auch ist der von der Branche schon lange als notwendig aufgezeigte Einsatz von Biomethan im Wärme- und Verkehrssektor über die Anerkennung bei der Treibhausgasminderung in die Förderung aufgenommen worden. Auf Grundlage der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie der Europäischen Union ist Biomethan seit dem 1. Juli 2021 bei den Treibhausgasminderungszertifikaten im Wärme- und Verkehrssektor anrechenbar. Das wertet Biomethan deutlich auf und schafft einen weiteren Absatzmarkt. Wir erwarten, dass die Biogasbranche auf dieser Grundlage insgesamt einen größeren Anteil zum Gelingen der Energiewende beitragen kann. Das dürfte sich positiv auf die langfristige Werthaltigkeit unserer Anlagen auswirken. In Ramstein streben wir beispielsweise die Treibhausgas-Zertifizierung an. Damit können wir unser Biomethan künftig als Kraftstoff vermarkten. Aufgrund der Anforderungen an den Verkehrssektor, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, erwarten wir dadurch signifikante Mehrerlöse. Wir stehen kurz vor der Unterzeichnung eines Vertrags mit einem Biomethan-Vermarkter.
Trotz des unbefriedigenden Ergebnisses im Geschäftsjahr 2020 und der auch für 2021 absehbaren Einbußen ist die ABO Kraft & Wärme AG weiterhin ein gesundes Unternehmen mit guten Perspektiven. Wir sind finanziell gut aufgestellt und wollen in einer immer interessanter werdenden Branche weiterwachsen und die Energiewende auch im Bereich Wärme und Verkehr durch wirtschaftliche Projekte mit Ihnen gemeinsam voranbringen.
Herzliche Grüße
Matthias Bockholt und Dr. Jochen Ahn
Vorstände der ABO Kraft & Wärme AG