
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,
die Erneuerbare-Energien- und Biogasbranche bewegen sich weiterhin in herausforderndem Fahrwasser. Aktuell sorgt die unklare Energiepolitik der Bundesregierung für Verunsicherung: Diskussionen um die Abschaffung der Förderung von Dachflächen-Photovoltaik sowie eine mögliche Stärkung konventioneller Gaskraftwerke prägen die Debatte.
Gleichzeitig zeichnet sich ein Fortschritt für Biomasse ab: Anfang des Jahres haben Bundestag und Bundesrat ein Biomassepaket verabschiedet, das ursprünglich unter Minister Habeck entworfen worden war. Laut Branchenverbänden könnte es bis zu drei Gigawatt flexibler, heimischer und erneuerbarer Kraftwerksleistung mobilisieren – ein wichtiger Baustein für ein zuverlässiges und unabhängiges Energiesystem. Am 18. September hat die Europäische Kommission die Gesetzesänderungen beihilferechtlich genehmigt. Das ist eine gute Nachricht für die Branche. Gleichwohl gibt es an dem mit heißer Nadel gestrickten Gesetz erheblichen Nachbesserungsbedarf, bevor es die erwünschte Wirkung entfalten kann. ABO Kraft & Wärme indes hat mit der Entscheidung, die stromgeführten Bestandsanlagen sukzessive zu Biomethan-Einspeiseanlagen umzurüsten, ohnehin bereits früh die richtige Strategie festgelegt.
Die Treibhausgasminderungs-Quoten haben sich leider noch nicht vollständig erholt. Das liegt an Betrugsfällen in China im Zusammenhang mit Projekten zur "Upstream Emission Reduction" (UER) – wir haben darüber im Vorjahr informiert. Einige dieser CO2-Reduktionsprojekte gab es offenbar nur auf dem Papier. Die niedrigen THG-Zertifikatspreise belasten unsere Gesellschaft. Auch wenn sich die Situation kurzfristig wohl nicht signifikant ändern wird, sehen wir doch Gründe für eine mittelfristige Erholung. So zeigen die in den letzten Monaten veröffentlichten Gesetzesvorhaben für die Bio-Branche nun spürbare Auswirkungen auf den Quotenmarkt. Einige Marktteilnehmer berichten, dass sich vor allem die Sorge vor dem Wegfall des Vertrauensschutzes bemerkbar macht. Dieser schützt bisher Käufer unrechtmäßiger Zertifikate vor Aberkennung. Unternehmen würden deshalb vermehrt Zertifikate zukaufen, bevor dieser Schutz eventuell wegfällt, da der entsprechende Gesetzesentwurf keine rückwirkende Aberkennung vorsieht. Zugleich steigt die Bereitschaft, höhere Preise für rechtssichere Zertifikate zu akzeptieren.
Auch der Referentenentwurf zur Umsetzung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie III (besser bekannt unter dem englischen Namen Renewable Energy Directive, RED III) der Europäischen Union könnte die Preise stützen. Unternehmen hatten nun ausreichend Zeit, sich mit den möglichen Auswirkungen auseinanderzusetzen und ihre Marktstrategie entsprechend anzupassen. Mit dem Ende der parlamentarischen Sommerpause am 8. September rechnen viele Marktteilnehmer damit, dass nun erste Vorschläge zur Anpassung des Entwurfs eingebracht werden – was zusätzliche Dynamik in den Markt bringen dürfte. Wir bleiben daher vorsichtig optimistisch.
Die Insolvenz der Landwärme GmbH ist weiterhin nicht abgeschlossen. Hier steht die Anerkennung der zur Insolvenztabelle angemeldeten Außenstände aller Gläubiger sowie die Feststellung der Quote aus. Positiv ist der Einstieg eines neuen internationalen Investors, dem Unternehmen Anew Climate.
Konzern- und Jahresabschluss für das Wirtschaftsjahr 2024 wurden seitens des Wirtschaftsprüfers mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Der Konzernverlust beläuft sich auf rund 5,2 Mio. €. Gründe für dieses negative Ergebnis waren im Wesentlichen Abschreibungen auf Forderungen gegenüber dem Abnehmer des in der BGA Ramstein erzeugten Gases, ungeplante Instandhaltungen an den Abfallanlagen, höhere Personalkosten aus der Schließung des Standortes Barleben Anfang 2024 sowie weitere daraus resultierende sonstige Betriebsaufwendungen. Die Muttergesellschaft verzeichnete als Ergebnis einen Gewinn nach Steuern i. H. v. rund 313 TEUR. Die Finanzberichte sind auf unserer Internetseite abrufbar: https://abo-kuw.de/unternehmen/investoren.html
Die ordentliche Hauptversammlung der ABO Kraft & Wärme AG fand am 17. Juli 2025 in Wiesbaden unter Beteiligung von 58 Aktionärinnen und Aktionäre in Präsenz statt. Das gezeichnete Kapital war zu 83,5 Prozent – u.a. per Vollmacht - vertreten. Alle Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden mit großer Mehrheit angenommen, wobei zum TOP 5 („Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2025“) der Gegenantrag eines Aktionärs unterstützt wurde. Die Abstimmungsergebnisse spiegeln das Vertrauen der Aktionärinnen und Aktionäre in die strategische Ausrichtung und die weitere Entwicklung des Unternehmens wider.
Unter anderem hat die Hauptversammlung eine Kapitalherabsetzung beschlossen, um den Kurs der Aktie über die Schwelle von einem Euro zu heben und Kapitalerhöhungen zu ermöglichen. Der Beschluss wurde Anfang September umgesetzt. Jeweils fünf Stückaktien wurden zu einer Stückaktie zusammengelegt. Unterlagen und Ergebnisse der diesjährigen Hauptversammlung sind ebenfalls auf unserer Internetseite abrufbar: https://abo-kuw.de/unternehmen/investoren.html.
Durch die Zusammenlegung haben die Aktie eine neue Wertpapierkennnummer erhalten (WKN: A40ZVP, ISIN: DE000A40ZVP2). Dadurch war auch der Handel der Aktie unterbrochen, den die Börse Hamburg ohne Initiative der Gesellschaft aufgenommen hatte. Mittlerweile aber werden die Aktien wieder gehandelt. Das hat auch zur Folge, dass Sie in den Depots der Aktionäre wieder mit einem Wert dargestellt werden, die dem aktuellen Börsenkurs entspricht. Nicht notierte Wertpapiere werden in den Depots grundsätzlich mit dem Wert „0“ dargestellt.
Das angekündigte Delisting der KuWAG-Aktie an der Börse Düsseldorf wurde umgesetzt. Damit unterliegt die Gesellschaft nun nicht mehr den Regeln der Marktmissbrauchsverordnung der Europäischen Union. Dies reduziert den internen Aufwand an Berichterstattung und macht uns flexibler bei der Investorenansprache. Ziel ist es dabei, weiteres Kapital einzuwerben und die Ausbauziele für den Zeitraum 2026 bis 2028 umzusetzen. Über einen branchenerfahrenen Makler wurden in den letzten Monaten qualifizierte nationale und internationale Private-Equity-Fonds, Kapitalanleger und führende Branchenakteure adressiert. Die Gespräche werden nun konkretisiert. Aus dem Kreis der Bestandsaktionäre besteht zudem Bereitschaft zur Zeichnung einer ersten Kapitalerhöhungstranche im vierten Quartal dieses Jahres.
Um den Finanzbedarf zu verringern und Erlöse zu erwirtschaften, bemühen wir uns aktuell zudem um eine Vermarktung der Abfallvergärungsanlage Hammelbüsch in Form eines baureifen Projekts. Alternativ ist bei entsprechendem Erfolg der Investorenansprache auch die Realisierung in Eigenregie möglich.
Der Finanzierungsbedarf für den Umbau und die Erweiterung unseres Bestandsportfolios beläuft sich nach heutigem Stand auf sieben Millionen Euro Eigenkapital.
Im Bereich Energie-Contracting werden aktuell ausschließlich reaktiv eingehende Anfragen verfolgt und bestehende Kontakte gepflegt. Das Verhältnis zwischen Akquisitionsaufwand und Projekterfolgen steht in einem ungünstigen Verhältnis. Das jüngste Contracting-Projekt „Wendenschlossquartier“ ist weitgehend errichtet und soll Anfang 2026 in Betrieb gehen.
Unsere Biogas- und Abfallverwertungsanlagen liefen in den ersten acht Monaten des Jahres überwiegend planmäßig. Auch wenn es im ersten Halbjahr aus technischen Gründen teilweise zu Planunterschreitungen kam, sind wir optimistisch, dass die Jahresziele durch Übererfüllung der Planziele in den verbleibenden Monaten erreicht werden. Aus dem Zeitraum nach der Hauptversammlung gibt es noch folgende positive Entwicklungen zu berichten:
Die Fütterungsmenge konnte um 10 Prozent gesteigert werden und liegt nun kontinuierlich bei den maximal möglichen 75 Tonnen pro Tag. Dies wird im weiteren Jahresverlauf eine korrespondierende wirtschaftliche Auswirkung durch höhere Annahmeerlöse und Gasproduktion haben.
Auch in Zülpich wurde die Inputmenge gesteigert: von 127 (Vorjahr 102) auf maximal mögliche 140 Tonnen pro Tag. Darüber hinaus konnten wir weitere Erfolge bei der Optimierung des Rohstoffversorgung verzeichnen: Durch den Wechsel von Lieferanten sowie durch erfolgreiche Nachverhandlungen bestehender Abnahmeverträge werden wir zukünftig eine Erlössteigerung im kleineren sechsstelligen Bereich verzeichnen – bereits ohne Einrechnung des höheren Gaspotentials. Eine weitere erfreuliche Nachricht: Der Fachverband Biogas e.V. hat zusammen mit dem Landesverband Erneuerbare Energien NRW unsere Biogasanlage in Zülpich zur „Biogasanlage September 2025“ ausgezeichnet. Seit April 2019 kürt der Fachverband jeden Monat ein Biokraftwerk zur „Biogasanlage des Monats“, umso mehr Aufmerksamkeit für den Energieträger Biogas zu schaffen. Die entsprechende Pressemitteilung finden Sie hier.
Bei unseren Biogasanlagen, die u.a. auf Basis Nachwachsender Rohstoffe (NawaRo) betrieben werden, beginnt in diesen Tagen die Maisernte. Wir erwarten insgesamt gute Erträge und eine sehr gute Qualität.
Nach annähernd zwei Jahren Verfahrensdauer konnten wir nun erreichen, dass die beiden Standorte nun ohne Anlehnung an einen landwirtschaftlichen Betrieb nach § 35 BauGB privilegiert sind. Damit genieße sie genehmigungsrechtlichen Bestandsschutz – gleichzeitig entfallen aber einige gesetzliche Einschränkungen, die uns bei der geplanten Erweiterung und dem Umbau der Anlagen behindert hätten. Im nächsten Schritt wird mit der Genehmigungsbehörde ein Scoping-Termin durchgeführt – aktuell werden bereits Angebote zu geforderten Gutachten eingeholt und notwendiger Flächenerwerb finalisiert.
Wir arbeiten an der Sicherung der Grundstücke für die Gasaufbereitungs- und Gaseinspeiseanlage, gefolgt von den notwendigen Baugrunduntersuchungen. Parallel finden Gespräche mit Gemeinde und Behörden statt.
Die interne Planung zum Umbau und zur Erweiterung des Standortes beginnt. Wir entwickeln das Betriebskonzept und Layout und führen Gespräche zur Grundstückserweiterung.
Bereits nach dem Betriebsübergang des Bioenergie-Teams von der ABO Energy Anfang 2022 haben wir organisatorische Maßnahmen zur Verbesserung der Organisationsstruktur vorgenommen. Im ersten Halbjahr 2025 wurden nun weitere wichtige Maßnahmen umgesetzt. Hierzu zählen eine eigene Karrierewebsite und die Einführung einer Personalmanagement-Software sowie die Umstellung der Lohnbuchhaltung. Ein wichtiges Element der Neuaufstellung der Technischen Betriebsführung war die Berufung eines langjährigen Mitarbeiters zum Abteilungsleiter. In diesem Zusammenhang haben wir auch die Zentralisierung der Beschaffung und Prozessstandardisierung bei gleichzeitiger Dezentralisierung von Verantwortlichkeiten und Aufgaben vorangetrieben.
Wir freuen uns, wenn Sie uns auf Instagram oder Facebook folgen, um über aktuelle Aktivitäten Ihres Unternehmens auf dem Laufenden zu bleiben.
Herzliche Grüße
Matthias Bockholt und Dr. Jochen Ahn,
Vorstände der ABO Kraft & Wärme AG