Gute Perspektiven für Biogas

Abfallvergärungsanlage Zülpich

Das Foto zeigt die Abfallvergärungsanlage Zülpich in Nordrhein-Westfalen, die im Geschäftsjahr 2021 um eine Entpackungsanlage erweitert worden ist. Damit können nun verpackt angelieferte Speisereste, zum Beispiel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, angenommen, hygienisiert und vergärt werden. Als Entsorgungsfachbetrieb erwirtschaftet die Anlage Erlöse aus der Annahme organischer Abfälle und vermarktet zusätzlich das daraus gewonnene Biogas.

 

Pressemitteilung zum Herunterladen
Pressefoto zum Herunterladen

(Wiesbaden, 30. Juni 2022) Die nachteiligen Auswirkungen der Corona-Pandemie lassen nach und die politischen Bedingungen für die Vermarktung von Biogas verbessern sich. Entsprechend zuversichtlich blickt Matthias Bockholt, Vorstand der ABO Kraft & Wärme AG, in die Zukunft des Unternehmens. Mit rund -1,4 Millionen Euro (Vorjahr -1,9 Millionen Euro) war das Jahresergebnis des Konzerns 2021 noch deutlich negativ (die Jahresberichte stehen auf der Internetseite zur Verfügung: abo-kuw.de/investoren). Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand mit einem sechsstelligen Verlust und für das nächste Jahr erstmals mit einem Konzernjahresgewinn. „Die Europäische Union und die Bundesregierung legen einen deutlichen Schwerpunkt auf Klimaschutz und Unabhängigkeit von russischem Gas ­– es zeichnen sich weitere Verbesserungen für die Vermarktung von Biogas ab“, sagt Bockholt.

Aktuell besitzt die ABO Kraft & Wärme AG vier Biogasanlagen. Zwei der Anlagen gewinnen den Energieträger aus organischen Abfällen etwa aus der Lebensmittelproduktion. Die beiden anderen Anlagen vergären Energiepflanzen und Gülle. Mehr als 45 Millionen Kilowattstunden haben die vier Anlagen 2021 in die Gas- und Stromnetze eingespeist. Wegen der Pandemie waren Kantinen und Restaurants 2021 nur eingeschränkt geöffnet. Dadurch sind dort weniger organische Abfälle angefallen. Das war für die Abfallvergärungsanlagen (AVA) in Ettinghausen (Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz) und Zülpich (Kreis Euskirchen, Nordrhein-Westfalen) doppelt misslich. Die AVA erzielen als zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe zum einen Einnahmen aus der Annahme des entsorgungspflichtigen Abfalls. Zum anderen gewinnen sie aus dem organischen Material wertvolles Biogas, das entweder in Blockheizkraftwerken in Strom und Wärme umgewandelt oder zu Biomethan aufbereitet wird. Insbesondere Biomethan wird immer wertvoller. Zum einen kann es ins öffentliche Netz eingespeist werden und dort konventionelles Erdgas (aus Russland) ersetzen. Zum anderen lässt es sich verflüssigen und als „Bio LNG“, also Liquified Natural Gas, vertreiben.

Mit der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie RED II (Renewable Energy Directive) treibt die Europäische Union (EU) die Dekarbonisierung des Verkehrssektors voran. Den Einsatz von Biogas fördert die EU mit Treibhausgasminderungszertifikaten, die der Kraft & Wärme zusätzliche Einnahmen verschafft. Die Biogasanlage Ramstein (Landkreis Kaiserslautern, Rheinland-Pfalz) hat 2021 die RED II-Zertifizierung erlangt und erste Erlöse aus dem Verkauf der Zertifikate erwirtschaftet. „Indem wir in der Anlage künftig mehr Gülle und weniger Energiepflanzen einsetzen, können wir den Wert der Zertifikate künftig noch erhöhen“, sieht Vorstand Bockholt Potenzial.

Auch die AVA Ettinghausen, die das Biogas bislang vollständig vor Ort in Strom und Wärme umwandelt, soll um eine Gasaufbereitungsanlage erweitert werden. Die notwendigen Mittel für diese Investition hat die Gesellschaft bei einer Kapitalerhöhung im Frühjahr 2022 aufgebracht. Rund 45 Aktionäre haben ihre Bezugsrechte genutzt und neue Aktien im Wert von vier Millionen Euro gezeichnet. Mit diesem Geld wird zudem der Umbau der Biogasanlage Hammelbüsch in Morbach (Landkreis Bernkastel-Wittlich, Rheinland-Pfalz) in eine Abfallvergärungsanlage geplant. „Damit werden wir die Wirtschaftlichkeit der Anlage deutlich stärken können“, sagt Vorstand Bockholt. „Zugleich tragen wir dazu bei, organische Abfälle optimal zu verwerten.“

Die AVA in Zülpich wurde 2021 um eine Entpackungsanlage erweitert. Damit kann die AVA nun verpackt angelieferte Speisereste, zum Beispiel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, annehmen, hygienisieren und vergären. Nachdem die mit der Pandemie einhergehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens weitgehend aufgehoben worden sind, ist mit höherem Abfallaufkommen zu rechnen. Das wird die Auslastung und Wirtschaftlichkeit der AVA verbessern.

Über die bereits laufenden und finanziell abgesicherten Vorhaben hinaus plant die ABO Kraft & Wärme AG eine weitere Ausweitung der Geschäftstätigkeit. „Wir möchten sowohl unser Contracting-Geschäft, bei dem wir Gebäude mit Strom und Wärme versorgen, wie auch unser Biogas-Engagement ausbauen“, sagt Bockholt. Dazu werden weitere Kapitalerhöhungen notwendig sein. Ein entsprechender Beschlussvorschlag steht auf der Tagesordnung der Hauptversammlung am 15. Juli. Während das bisherige Wachstum aus dem Kreis der gut 100 Bestandsaktionäre finanziert worden ist, strebt die Gesellschaft mittelfristig an, neue Investoren zu gewinnen und die Zulassung zum Freiverkehr einer Börse zu beantragen.

Auch personell hat die Gesellschaft Voraussetzungen für langfristigen unternehmerischen Erfolg geschaffen und zum Jahreswechsel rund 30 erfahrene Mitarbeiter*innen des Bereichs Bioenergie der ABO Wind AG übernommen. Zuvor hatte sich ABO Wind als Dienstleister um die Biogasanlagen gekümmert. Nun optimiert die ABO Kraft & Wärme mit eigenem hochqualifiziertem Personal den Betrieb der Anlagen wie auch den Ausbau des Portfolios. Im Fokus stehen Biogas-Bestandsanlagen mit wirtschaftlichen Problemen, die dann umgeplant und umgebaut werden. Mit diesem Konzept hat das Unternehmen die bisherigen vier Anlagen übernommen.

Kontakt

Patrik Stambulidis

Patrik Stambulidis

Tel. +49 611 267 65-624
Fax +49 611 267 65-599
info(at)abo-kuw.de